Blindlings Sehen
oder
Der platonische Hund
oder
Vom Biss der Realitäten

Um es gleich vorwegzusagen. Diese Ausstellung soll Sie nicht verführen zu glauben, dass ein Mensch in der Lage ist, seine Gedanken auf ein Polaroidphoto zu bringen. Soll Sie aber auch nicht vom Gegenteil überzeugen.
Im Gegenteil. Ich stelle nur die Frage, die ich mir seit Jahren stelle, erneut:
Gibt es vielleicht Energien, die uns unbekannt sind und unmöglich vorkommen?
Solche, die 'feinstoffliche' Prozesse wie Gedanken in der Lage sind zu transportieren? Solche, die in der Lage sind, diese immateriellen Geschehen wie Bilderdenken banal materiell wiederzugeben?
Vor über vierzig Jahren habe ich damit begonnen, die Augen und Sinne weiter aufzumachen, wenn mir solche Phänomene begegneten, habe 1985 hier in der Ruine der Künste Berlin Polaroids des heute gezeigten Ted Serios zur Eröffnung des Hauses vorgestellt, um die unbeantwortete Frage 'in den Raum zu stellen'.

Noch tappen wir im Dunkeln. Auch wenn wir, das sind alle, die dazu schon Versuche über Versuche gemacht haben, mit eigenen Augen erlebt haben, dass da Merkwürdiges passierte, wenn Ted Serios in eine Polaroidkamera, die auf seinen Kopf gerichtet war, 'hineindachte -hinein-bild-ete' , und tatsächlich, wenn auch äusserts selten, ein chemisches Abbild erschien, dass nicht aus dem Raum war, in dem er war.
Sind wir noch blind für solche Vor-Stellungen?
Was stellen wir uns vor (uns hin) , wenn wir uns etwas vorstellen?
Was sehen oder denken, hören oder riechen, schmecken oder fühlen wir, wenn jemand das Wort 'Wasser' sagt?
Wasss-sser, Wass-sser, Wasss-ssser…
Glauben wir alle intuitiv an mantrische Kräfte von Lauten?
Oder haben wir auch die nur auswendig gelernt?
Leben wir gar 'insgesamt sinnlich nur auswendig gelernt'?
Was ist dann mit dem nicht gerade apppetitanregenden DDR-Wort
'Sättigungsbeilage' ?
Was ist da los, wenn wir das Wort 'Wind' - nur - lesen?
Was ist da eigentlich los, wenn ein Maler farbige Staubflecken auf eine rüde Leinwand setzt und wir einen windbewegten Baum sehen?

Wo beginnen wir zu glauben, den platonischen Hund, 'das Hündische' zu erkennen?
Aus dem All gesehen, sehen wir anfangs das NICHTS, nicht mal den Widerschein, das Licht der Erde, dann den Fleck, dann zoomen wir hinunter auf Wolken, Landschaften und das, was wir -von weitem schon - Hund nennen, bis wir auf ihn stossen - und er beisst vielleicht zu.
Die 'Realität' beisst zu.
Daran erkennt man sie, sonst wäre sie nur ein Übergang von einer zur anderen Erfahrung.
Zoomen wir auf seine Haare, in deren Inneres und immer weiter, landen wir wieder beim NICHTS, dem 'Leeren Raum'. Einem Raum, in dem nur ganz gelegentlich etwas vorkommt, was wir eventuell sinnlich erfahren könnten. Aber selbst das geht nicht, irgendwann können wir nur noch Auswirkungen auf die Spur kommen, 'spüren'.
Das ist womöglich nicht anders bei Ted Serios. Da ist nichts Greifbares, der Prozess der Bildwanderung vom Kopf in das Polaroid 'er-scheint' uns nicht möglich, aber die Auswirkung spricht dafür, dass etwas geschehen ist.

Mit was für Kräften arbeiten eigentlich wir Künstler?
Nur dem Handwerk, pixelartig Bildwinzigkeiten so zusammenzufügen, dass der Schein des Hundes er-scheint?
Oder vielleicht noch darüberhinaus mit Energien, die wir in dieses Konfigurieren hineinfliessen lassen?
Malewitch's oder Mondrians Bilder können von Experten bis heute nicht objektiv wissenschaftlich bewiesen werden, aber Sensitive wie Künstler können oft die auratischen Kräfte spüren, die Mondrians Hand bewegt haben, ja keine malerischen Spuren zu hinterlassen, sondern maschinenmässig - 'objektiv'
Farbflächen anzulegen. Ich selbst habe solche Künstlerentscheidungen erlebt, die Experten fassungslos machten.

Zurück zum 'Leeren Raum', in den wir gezoomt sind.
Wo bleibt die Realität der Dinge, wenn die Leere überwiegt?
Sind wir selbst eigentlich real?
Ist womöglich unser Geist, auf den wir so stolz sind, auch nur 'Leerer Raum'?
Was ist denn im 'Leeren Raum' noch möglich ausser uns unbekannten Energien?
Oder einer einzigen nur noch? Wir suchen ja immer nach Vereinfachungen.

Diese Ausstellung Blindlings Sehen lässt uns sehen, wie Bilder entstehen.
Jedenfalls solche für Menschen.

Die Ruine der Künste Berlin ist ein privater Ort für materielle und immaterielle Künste.

Wolf Kahlen 2017
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Ted Serios' crying out of images
oder
material fatigue - Materialermüdung

Die Wahrheit, dass Ted Serios - und andere auch -
in der Lage waren, Gedanken - sagte man, besser eigentlich grundsätzlicher gesagt: Bilder - aus seinem Hirn in die Materialität von chemischen Prozessen in einer Polaraoidkamera umzulenken, abzugeben, hineinzuwerfen oder zu senden, diese Wahrheit ist völlig umstritten. Immer noch, weil unbeweisbar, solange keine wiederholten Daten vorzuweisen sind.

Ich vermute, die werden nie vorliegen, weil ich mir vorstelle, dass seine Bild-Entwürfe, Bild-Würfe, Bild-Schreie, Bild-Ergüsse nicht freiwillig geschahen. Ted litt darunter, sie geschahen mit ihm.
Dabei sind sie - kaum unseriöser als normale - Materialermüdungen. Ich könnte mir denken, dass Ted's Bilder Beweise von Materialermüdungserscheinungen sind:

Dass die Flut der Bilder in unseren Hirnen, das Speichern und Bewegen der Speicherungen dazu führen kann, dass Materialermüdungen an den Bahnen, in den Bahnen, in den 'Vorratskammern', kurz gesagt im Gehirn ebenso stattfinden können wie in strapazierten Wasserleitungen oder überstrecktem Stahl.

Dass in unwohlen Flutmomenten von Bildern es passieren kann, dass sie zurückgeschleudert, ausgeschleudert, ausgespuckt werden wie es Ted anzusehen ist, wenn er beinahe wütend in die Polaroidkamera 'denkt'. Er denkt garnicht, er wird etwas los, meist Unvorhersehbares, Ungedachtes, das Gedachte, von Wissenschaftlern Erwünschte, machte ihn geradezu wütend. Oder naiv behauptend, oh yes, I can do that, wie er mir mehrfach 1981 in Chicago während unserer Sessions mit ihm sagte.

Nein, ich glaube, Ted kann nichts dafür, dass da Bilder in die Polaroidkamera gelangen, er wird sie 'im Überdruck von Ermüdung' los. Total ausgelaugt, erschöpft vom Alkohol, verlangsamt vom gedankenhemmenden Gift, trifft ihn der 'Outburst' der Bildlawinen umso unangenehmer und das Gehirn 'erbricht' die Bilder, versucht die Masse durch Auswerfen einiger lsozuwerden, ist überreizt, ermüdet eben. Sein Hirm 'entspiegelt', ' entlädt' sich. Diese Entladungen können über-, zufällig richtig- oder auch unterdosiert sein. So erklären sich dann die 'blackies' und die 'whites', völlig schwarze oder völlig weisse, über- oder unterbelichtete.

Soweit - völlig unwissenschaftlich - mein Bild vom Geschehen.
Wer weiss, was wir 'in hundert Jahren' darüber längst wissen.
Mich erinnert das - von weitem- assoziativ an eine tibetische Zeremonie, die mir mein damaliger Mitarbeiter Padma Wangyal als 'arga' benannte, obwohl für mich arga das Material genannt wird, mit dem die tibetischen Dächer isoliert werden, und zu der er auch einen Text fand.

Bevor nämlich Restaurierungsarbeiten an Fresken oder Thangkhas stattfinden, was der Buddhismus garnicht schätzt - man übermalt sie lieber, malt sie neu, lädt sie neu mit der Kraft der Dargestellten auf, kann ihre noch vorhandene Kraft mit Hilfe eines Spiegels aufgefangen und in diesem bewahrt werden. Ist das Abbild neu oder übermalt, wird die Spiegelung rituell wieder 'ins Bild gesetzt'
.
Das wiederum erinnert - auch nur assoziativ - an Erkenntnisse der heutigen Hirnforschung, nach denen Verstehen an sich als ein Spiegeln des Ankommenden, ein Reflektieren gedacht werden muss. Interessanterweise benutzen wir ja auch das Wort Reflektieren für gedankliches Arbeiten und Bearbeiten.

Die Ausstellung BLINDLINGS SEHEN ist, nachdem Ted Serios' Polaroids vor 32 Jahren -
zur Eröffnung des Hauses im Oktober 1985 - schon einmal in der Ruine der Künste zu sehen waren nur ein zweiter Versuch, den Gedanken wieder in die Welt zu setzen:
Was wäre, wenn unsere Gedanken oder Bildvorstellungen gezielt reisen, wenn wir sie übertragen könnten, und was, wenn wir begännen, damit zu arbeiten? Die Fähigkeiten dazu zu entwickeln, zu pflegen, oder wenn wir sie nicht schon haben, wiederzuerwecken?
!
Die Diskussion darüber kann auch an den anderen Arbeiten geführt werden: An meinen eigenen 'Wurfbildern' vom Anfang der 70er Jahre, bei denen ich eine Photokamera Nikon, ja eine kostbare, leichtsinnig eine ganze 36er Filmrolle lang wiederholt in die Luft warf, nachdem ich den Selbstauslöser betätigt hatte, sie wieder auffing, wenn sie längst 'da oben' irgendwo irgendwohin Bilder 'geschossen, genommen!' hatte. Zufallsbilder aus Zufallsperspektiven. Blind gesehene Situationsbilder.

Es gibt ebenso viel nachzudenken über die Photos des blinden Schriftstellers und Photographen Evgen Bavćar, der Dinge fühlt oder sich fernere Situationen und Raumeindrücke beschreiben lässt, um sie dann 'vor sich zu sehen' und zu photographieren.

Oder über nicht völlig, aber doch inszenierte Photos von Anna und Bernhard Blume von durch die Luft fliegenden Vasen an bewegten Köpfen vorbei zum Beispiel und ihre theoretischen Texte dazu, zum Beispiel hier über 'Objektivität', in dem er sich immer wieder von Vasen 'pathologisch betroffen fühlt' .

Oder über des anderen Amerikaners Willi Schwanholz' vergebliche Versuche hier vor Ort 1982 in der noch ruinösen Ruine der Künste Berlin, Gedankenphotos zu produzieren. Sonst konnte er das öfter - nach seinen Aussagen und den Polaroids, die er mir zeigte oder schickte.
Ted Serios und Willi Schwanholz sind längst in die Literatur der Parapsychologie eingegangen. Beide starben schon vor Jahren.

Oder über meine Photoserien, in denen ich aus in der Dunkelkammer mit einem kompletten Bild belichteten Photopapieren durch Entwickler, der mit dem Pinsel aufgetragen, nur Teile des Bildes zufällig sich entwickeln liess. Die Zeitungsgraphik 'Die Vernunft reicht nicht in die Ecken der Gefühle', 1984 von der taz, der Berliner Tageszeitung in Auftrag gegeben, trägt die Aufforderung 'Photos lesen'
.
Die Ausstellung zeigt dazu noch zwei Skulpturen aus mehreren Spazierstöcken, die winklig 'tastend' den Rechten Winkel suchen. Von - Wegen. Und zwei Videodokumente über mein direktes Arbeiten mit den beiden Gedankenphotographen in Chikago 1981, Ted Serios, und in Berlin 1982, Willi Schwanholz.

Romeo Grünfelder, ein Schüler Bernhard Blume's, hat 2016 ein Buch veröffentlicht 'Ted Serios Serien', in dem er aus Archiven bisher unveröffentlichte Polaroids in Serien versuchsweise in den Kunstkontext bringt. Blume war übrigens der einzige Ernsthafte, der auf meinen 1982 im Katalog 'Arbeiten mit dem Zufall den es nicht gibt' ( Forum Ludwig Aachen und neuer Berliner Kunstverein) veröffentlichten Text 'Photos Denken - Von Ted Serios im besonderen und unserem Sehen im Allgemeinen' überhaupt reagiert hat. Zwanzig Jahre später rief er mich deswegen an und wir haben darüber (bisher unveröffentlicht) korrespondiert.

Die Ausstellung zeigt ausserdem zahlreiche Brief- und Bildokumente von Wissenschaftlern wie Jule Eisenbud und anderen, die Ted Serios jahrelang von einem universitären Labor zum anderen gebracht hat und vom japanischen Fukuda, die einen dort lebenden jungen Masuoki Kyota im damaligen (1982) Alter von 14 Jahren untersuchten.

Trotz allem bleibt das Phänomen der Gedankenphotographie ungeklärt - und das ist gut so.

Wolf Kahlen 2017
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Blindlings Sehen - Ted Serios

Es gibt Dinge, die gibt es nicht. Das hat jeder schon einmal erfahren.
Dann zitieren wir gerne den Zufall herbei, um uns zu beruhigen oder erst recht aufzuregen. Rational und emotional still hält in solchen Situationen keiner.
Ich persönlich glaube nicht an den Zufall, meine 'Arbeiten mit dem Zufall den es nicht gibt'
(Katalog 1981/82 Neuer Berliner Kunstverein, Neue Galerie Sammlung Ludwig Aachen)
haben das 'bewiesen'.

Keiner muss das Gesagte und das Folgende glauben, aber vorstellen möchte ich es doch. Denn die allererste Ausstellung der RUINE DER KÜNSTE BERLIN im Oktober 1985 galt
A der Ruine als meiner bis dato größten Skulptur oder Architektur an sich und
B der GEDANKENPHOTOGRAPHIE. An die beide wir erinnern wollen. Sie sind sehr herzlich eingeladen, beide zu erfahren:
Ein sehr reales Bauwerk mit 'materieller und immaterieller' Ausstrahlung, eines das seine vergangene und kommende Vergangenheit in seiner Gegenwart bei jeder unserer Aktivitäten neu erfahren, und seine zukünftige Gegenwart erahnen läßt.

Und die unglaublichen Photos eines Ted Serios, der in eine auf ihn gerichtete Polaroidkamera hinein 'ein Bild denkt', das dann auf dem sich vor unseren Augen entwickelnden Photopapier erscheint. Erschien, denn Ted Serios ist inzwischen gestorben, aber einige seiner wissenschaftlich-historisch unvergesslichen Bilder sind noch hier.

Über lange Jahre, bis 1980, fünf Jahre vor der Gründung der Ruine, habe ich ihn gesucht und in Chikago gefunden, mit ihm Photos seiner Gedanken versucht herzustellen und den Prozess zusammen mit Steve Cejton dokumentarisch videographiert. Und publiziert 1982 im ( o.g. Katalog)-Text unter 'Photos Denken - Von Ted Serios im besonderen und unserem Sehen im Allgemeinen'.

1982 hat ein weiterer Gedankenphotograph, Willi Schwanholz, auf meine Einladung in den Trümmern der damals noch nicht umgebauten Ruine mit mir gestanden und auch versucht Photos zu denken. In langen, auch videodokumentierten Gesprächen hinterher haben wir von ihm mehr über ihn und Ted erfahren.

Und dann gab es da noch Ingo Swann in New York, den ich 1981 besuchte, einen Hellseher, der für die US-Regierung mit seinen inneren Augen 'auf Reisen' in die Länder der Gegner wanderte
oder auf den Saturn, um erstaunliche bildgenaue 'Zustandsbeschreibungen' mit zurückzubringen. Soweit sich diese nachträglich überprüfen liessen. Oder der in Mordfällen Täter 'hell' gesehen hat.

Masuaki Kyota, einen damals in der Pubertät befindlichen japanischen Gedankenphotographen habe ich leider nie getroffen, aber zusammen mit ihn beobachtenden Wissenschaftlern nach Berlin eingeladen. Leider konnte der schon fest geplante Besuch nicht stattfinden. Auf monatelangen Umwegen über seine Eltern, den Forscher Fukuda, der während der Planung starb und einen weiteren Parapsychologie-Experten verschoben sich die Zusagen, bis sie weder von meiner Universität noch vom Ruinen-Lichtjahr, das vom Kultursenator gefördert war, noch bezahlt werden konnten, weil das Rechnungsjahr um war. Erbsenzählen ist immer anscheinend immer noch wichtiger als neue Erbsensorten zu finden.

Dann fand ich heraus, dass Ted Serios, dessen Geschichte 1967 mit einer Life Magazine-Veröffentlichung begann, die die Redaktion vier Jahre vorher schon recherchiert, aber nicht gewagt hatte, zu veröffentlichen, schon 1967 oder '68 in Berlin beim damaligen SFB anläßlich einer Parapsychologenkonferenz in die laufende Videokamera des Aufnahmeteams 'fremde statische Bilder' hineingedacht haben soll. Was man erst als Bildstörung bemerkte, dann in slow motion erst richtig erkannte.

Und dann gibt es da noch die indischen Sadhus, die, wie ich aus erster Hand von drei Reisenden weiß, zum Beispiel in der Lage sind, mit ihrem ein Porträt ablehnenden Blick auf den analogen Filmen der sie doch gegen deren Willen Photographierenden weiße oder schwarze Bilder statt ihre abwehrenden Abbilder zu hinterlassen.

Genug mit Geschichten. Glauben Sie sie oder auch nicht.
Ich glaube, daß es noch Energien gibt, die wir nicht kennen; die Wissenschaftserkenntnisse werden täglich neu- und umgeschrieben, was auch zu hoffen, und gut ist.
Ich wundere mich über Gedankenphotographie und ihre womöglich unbekannten Energien nicht. Ich würde mich nur wundern, wenn es solche Energien nicht gibt. Peinlich nur sind die Versuche, Ungewöhnliches wie diese Photos auf Teufelkommraus entlarven zu wollen. Um wieder ruhig schlafen zu können, oder wie The Amazing Randy, um einen einträglichen Beruf zu haben, oder sich am Rampenlicht Ted Serios und anderer Parakinetiker mitzuwärmen.

Die Ausstellung Ted Serios und andere Gedankenphotographen, damals 1985, wurde von mir ohne Spektakel angekündigt und bescheiden gezeigt und ist auch bescheiden gesehen oder auch nicht gesehen worden. Ich wollte kein keinen Pressehype daraus machen, weil es für mich selbst nicht spektalulär, sondern überlegenswert ist.

Die Presse hat überhaupt nicht reagiert. Aus vielerlei Gründen:
Aus Angst sich zu blamieren, aus prinzipieller Distanz zu aussersinnlichen Wahrnehmungen oder aus Unsicherheit. Mehr als das, was Jule Eisenbud ( Serios' jahrtehntelanger Erforscher) ich und herausgefunden hatten, gab es ja nicht zu recherchieren. Oder aus der bürgerlichen Übereinkunft, Künstler nicht immer ernst zu nehmen, oder aus Überraschung, dass selbst der Ausstellende das Phänomen nicht an die grosse Glocke hängte (zweifelt er etwa selbst daran) oder aus Oberflächlichkeit (Künstler fliegen oft hoch in ihren Ansprüchen) oder aus fehlender Weitsicht, oder aus der Routine von Kunstkritikern heraus, lieber Sichtbares zu beschreiben, als Unsichtbares zu bedenken, oder zu erfragen.

Erst Jahre später tauchen hier und da in der Presse ein paar Bemerkungen in Nebensätzen zu anderen unserer Ausstellungen ( s. Angelika Stepken zu Veit Stratmann) auf und erst viele Jahre später schreibt mir der Künstler Bernhard Blume einen erstaunten langen Brief, als er meinen Text in dem o.g. Katalog gelesen hat.
Wir korrespondierten über die Phänomene, weil er mit seiner Frau Anna ja seit Jahren ähnlich aussehende Photokunstwerke großformatig inszenierte, die - auf banale Weise erzeugt - durch bewegte Gegenstände und Unschärfen poetische und irritative 'transzendente' Momente auslösen konnten. Mit Erfolg. Das andeutende Spiel mit herumfliegenden unscharfen Gegenständen und verzückt abhebenden Personen im Raum ließ sich besser beschreiben, als Serios' schwer definierbare Abbilder.
Ich könnte über all diese genannten Personen und Ergebnisse noch einiges mehr erzählen.

Lassen wir uns ruhig erst einmal 'verzaubern' von Unerklärlichem. Ohne 'Kaufverplichtung'.

Wolf Kahlen 2015

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