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in VDI-Nachrichten, Düsseldorf 1990

 

Tibets Leonardo

 

 

Einem asiatischen Leonardo da Vinci, der vor 500 Jahren im fernen Tibet lebte, sind Forscher auf der Spur: Thang-stong rGyalpo war Universalist: Schmied, Architekt und Mediziner, Künstler, Dichter und Philosoph in einer Person. Zu seinen wichtigsten Bauwerken zählt dieser siebenstöckige Stufentempel im Westteil des Landes. Der Schutt zerstörter Dächer füllt die oft winzigen Kapellen in den einzelnen Stockwerken und schützt ihre Innenwände, die mit wertvollen, erst kürzlich dokumentierten Mandala-Fresken verziert sind.

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Stellen wir uns vor: Eine Karawane von Yaks und Tibetern zu Fuß erreichte eines Abends im letzten Licht des Tages Chuwori. Es war heute später als üblich geworden. Sonst rastete man schon am frühen Nachmittag, bevor die Winde das Kyichu-Tal erreichen, auf dessen Berghängen jetzt im Spätsommer schon oft erster Schnee liegt, vom Sonnenuntergang gerötet, Nach Lhasa ist es noch eine Tagesreise. Seit Monaten war die Karawane unterwegs; sie kam aus Bhutan, aus der Nachbarschaft der späteren Klosterfestung Drukyel rDzong im Paro-chu Tal. Die Last der Yaks war ungewöhnlich. Die alten Mönche des großen Klosters Chuwori hatten so etwas noch nie gesehen. Den sehr jungen Novizen müssen ob der Sensation heimlich die Augen geglänzt haben, wenn sie ihr Gesicht auch sicher mönchisch verhalten hinter einem Zipfel der dunkelroten Robe versteckt hielten, weil ihr Tutor wohl nicht weit von ihnen stand.

 

In den ledernen Packtaschen der Yaks lagen schwere geschmiedete Ketten und Eisenkettenglieder, länger als eine Handspanne, einen Fuß lang etwa, dicker als ein Daumen und ohne den geringsten Rostansatz. Jeder wollte sie anfassen und prüfen. Halbfertigfabrikate würden wir sagen, noch offene längliche Rechtecke mit rund geschmiedeten Ecken, ähnlich einer ins Rechteck gezwängten Ellipse, vorbereitet, um sie hier am Ort ineinanderzuhängen, zu schließen und zu Ketten von einer Länge von fast 70 Metern zu verschweißen.

 

Der Herr Chuworis, ihr Abt Thangstong rGyal-po, TG, der "König der weiten Ebenen (des Bewußtseins)", wie man ihn nannte, hatte sie kommen lassen. Vor Jahr und Tag war er, wie so oft in seinem schon jetzt langen, 69jährigen Leben, unermüdlich und mit enormer unerklärlicher Energie ausgestattet, auf Reisen gewesen, "bis ans Ende der tibetischen Welt", zwischen Kaschmir im Westen und Assam im indischen Nordosten. Unterwegs hatte er gepredigt, initiiert, Gesänge komponiert, geheilt und meditiert, neue Bildwelten entworfen, gezeichnet und gemalt, die umherziehenden Barden gefördert und schon die Idee eines tibetischen Theaters im Kopf entwickelt, hatte selbst geschmiedet, wie er es als Kind gelernt hatte, Skulpturen gehauen und gießen lassen und herausgefunden, daß sich auch edle und halbedle Steine wie Bergkristall als Material für Skulpturen eignen. Und er hatte entdeckt, vielleicht auch, wie die Legende sagt, von den Musen, den Dakinis, eingeweiht, wie man Eisen rostfrei schmiedet, besonders an den Nahtstellen, den Überlappungen, auf “ewige” Zeiten - bis heute zum Beispiel, über 500 Jahre lang. Denn wir sprechen vom Jahr 1430.

 

Auch für die Nomaden unterwegs auf dem Karawanenweg über 6000 Meter hohe Pässe von Phari in Bhutan

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Glanzstück der Brückenbaukunst von Thang-stong ist die im Jahre 1436 erbaute und von Wolf Kahlen 1988 entdeckte Eisenkettenbrücke bei Cung Riwoche, welche in zwei Abschnitten die Ufer des Flusse Brahmaputra miteinander verbindet. Blumengeschmückte Opferchörten am Steilufer zeigen, daß sie den tibetischen Buddhisten heilig ist. Solange die Brücke existiert und verehrt wird, glauben sie, wird auch ihre Religion Bestand haben.

 

 

durchs Chumbital nach Norden in die Provinz U-tsang in Tibet, wie für Tausende Mönche, Pilger und Dorfbewohner in der Nähe der heiligsten Stadt Tibets, waren diese rostfreien Metallstücke ein reines Wunder. Eigentlich hatte sie niemand transportieren wollen. Seine Zeitgenossen hatten die Idee für verrückt gehalten, das Eisen durch den Himalaya zu bewegen, aus dem Kongpo-Gebiet im fernen Südosten Tibets oder aus Assam nach Bhutan, dort zu schmieden und es dann in Hunderte von Kilometern weit auseinanderliegende Gebiete Tibets zu bringen; für möglich allerdings wohl, denn sie kannten die Zähigkeit ihrer Tiere und Karawanenführer. Der wundertätige Mahasiddha, der mit "großer Kraft" Ausgestattete, aber hatte sie überzeugen können. Als die bhutanesischen Schmiede eines Tages meuterten und den Vergleich zogen, es sei ebenso unmöglich mit der Last nach Lhasa zu gelangen wie die schweren Ketten in den nächststehenden Baum zu hängen, nagelte er sie in ihrem Versprechen fest: wenn er die Ketten in den Baum hänge, dann müßten sie für ihn die Ketten die ersten Tagesreisen tragen. In der Nacht hängte TG alle Ketten in die Bäume. Das erfüllte sie am nächsten Morgen mit Schrecken, der sich in Ehrfurcht verwandelte, jetzt empfanden sie es als einen Segen, diesem Heiligen helfen zu dürfen. Außerdem wurde ihnen nun erst klar, daß sie sich und anderen damit einen Pilgerweg von Bhutan und Sikkim nach Lhasa eröffneten, wenn endlich ein gefahrloserer Weg über den Kyichu geschaffen und der Umweg um Wochen verkürzt werden könnte.

 

Viele Tiere und Träger hatten sich abgelöst, aus den grün bewaldeten abgeschlossenen Fürstentümern Bhutans bis hinauf nach Phari, mit Hilfe des Fürsten von Gyaltse über endlose Pässe "hinunter" in die trockenen Hochebenen, und in die sandverstaubten Flußtäler des Kernlandes des tibetischen Buddhismus. Kurz vor dem Ziel war die Karawane bei Gongkar überfallen worden, und die Bewohner der Gegend hatten 86 der 200 Eisenladungen für ihre Schwerter und Geräte mißbraucht. Es gab zu dieser Zeit noch keinen wiedergeborenen obersten geistigen Führer, die Dalai Lamas wurden erst viel später als solche erkannt.

 

Tsongkapa, der große Reformator, wachte über die Geschicke im Jokhang, dem Heiligtum Lhasas, während die mächtigen Klosterstädte und -universitäten in Drepung, Sera und Ganden erst in der Gründung und Entstehung waren. Dies war die Zeit auch für eine verkehrsgeographische Renaissance, für eine neue Infrastruktur, für Brücken, Fähren, Architekturen, Strukturelemente, die auch das Zeitmaß der Tibeter wesentlich verändern sollten. Tsongkapa war der geistige Führer der Zeit, TG ihr künstlerischer, sozialer und technologischer Pragmatiker, ein Universalist in Lehre und Praxis, ein multimedialer und interdisziplinärer Arbeiter als Künstler aller Künste, ein Leonardo Tibets. Sein Brückenschlagen war nicht nur eine symbolische Idee, sondern auch ein organisatorischer und technologischer Triumph und eine künstlerisch architektonische Tat. Die soziale Leistung, in allen Landesteilen des ungeeinten Tibets Brücken zu bauen, ist einzigartig.

 

Als Schmied war TG, weil Schmiede der Erde etwas entnehmen, einem der untersten "Stände" zugeordnet. Zugleich war er aber Philosoph, an der Spitze der Verehrung, obwohl er sich immer wieder inkognito im Lande wie ein Bettler bewegte. Auch dieses soziale Brückenschlagen hatte Methode. "Seine erste Expedition auf der Suche nach Eisen wurde motiviert durch ein Ereignis an der Fähre über den Kyichu vor Lhasa (dort wo später seine Brücke entstand). TG wollte den Fluß überqueren, wurde aber wegen seines Aussehens (als Bettler) vom Fährmann zurückgewiesen und nach einem Schlag auf den Kopf mit dem Ruder über Bord geworfen. Dies vermittelte ihm die Einsicht in die Not der Armen und die Ungerechtigkeit ihnen gegenüber, und er gelobte, an eben dieser Stelle eine Brücke zu bauen, "damit alle Menschen ohne Diskriminierung den Fluß überqueren konnten", so schreibt der Tibetologe Stearns - Mitglied in unserem Expeditionsteam - in seiner Analyse des Lebens von TG. Selbst die heutige chinesische Regierung, die auf das tibetische Volk herabschaut, muß inzwischen anerkennen, daß diese historische Persönlichkeit Tibets vielleicht als einzige - den Beweis antreten kann, ein "guter", ein "fortschrittlich denkender” ein "sozialer" und ein "wissenschaftlich-technologisch interessierter" Tibeter gewesen zu sein. Darum ist die Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften an unserer Forschung - der Erstellung eines umfassenden Portraits dieses tibetischen Universalisten - sehr interessiert und möchte sich an ihr beteiligen.

 

Im Spätsommer 1988 führte ich die Erste Internationale Thang-stong rGyal-po Expedition zwei Monate durch Nordindien, Spiti, nach Nepal und Tibet. Die Expedition, in den verschiedenen Ländern aus zum Teil wechselnden Teilnehmern besetzt, bestand im Kern aus dem amerikanischen Tibetologen Cyrus Rembert Stearns, dem polnischen Buddhismuswissenschaftler und Geologen Marek Kalmus, dem polnischen Kameramann und Ritualforscher Waldemar Czechowski, dem Tibeter Padma Wangyal und mir als Künstler, Filmemacher und Tibetforscher.

 

Schon 1985, als Consultant for Art and Architecture der königlichen Regierung von Bhutan, hatte ich in Reliefs, Skulpturen und Thangkas von der besonderen Verehrung TG's erfahren und war ihm zufällig und

 

 

Insgesamt 50 bis 60 Eisenkettenbrücken, heißt es in alten Chroniken, ließ Thang-stong erbauen. Seine Schmiedetechnik war geradezu revolutionär: Die jahrhundertealten schweren Eisenkettenglieder zeigen keinerlei Rost, die arsenhaltigen Nähte sind übergangslos verschweißt. Geflochtene Lederriemen und Seile halten die Holzbohlen der Brücke zusammen, farbige, im Wind flatternde Gebetsfahnen sind an ihr befestigt.

 

 

wiederholt, auch unter merkwürdigen Umständen, begegnet, Die Bhutanesen halten ihn eifersüchtig für einen der ihren, was TG's größtem Wunsch der überregionalen Universalität sicher widerspricht. Für uns ist er, wohl in seinem Sinne, eine über allen Lehrtraditionen des tibetischen Buddhismus stehende Persönlichkeit, wie unterschiedlich sie auch in Bhutan, Spiti, Sikkim oder Tibet Kagyupa, Ningmapa, Drukpa, Shangpa, Gelugpa oder Sakyapa heißen mögen.

 

Alle Brücken TG's in Bhutan waren bis auf eine, von der wir erst später erfuhren - von Fluten, Erdrutschen oder durch Vernachlässigung zerstört. Die Kettenglieder und -teile jedoch wurden wie Reliquien in Klöstern, am Königshof oder bei Regierungsbeamten würdig aufbewahrt. Im Kloster Tamcho-norbu-gang, dem Familiensitz direkter Nachfahren TG's hingen die schweren Objekte der Verehrung auf Dachbalken aus, während am Fuße des Klosterberges eine neue kleine Brücke an der Stelle der alten Brückenfundamente den Fluß überspannte. Eine geheime Biographie TG's, die erst beim Eintauchen in Wasser sichtbar wird, war aus der Klosterbibliothek verschwunden.

 

Alle befragten heutigen Äbte, Reisenden, Tibet- und Bhutankenner winkten ab, wenn die Frage auf noch bestehende Brücken kam. "In Tibet gibt es sicher keine mehr, wenn, dann nur in Bhutan", hieß es. Aber da waren sie ebenfalls nicht mehr existent. Aus dem Studium diverser Biographien und der Übersetzung einer zuverlässigen Quelle des 16. Jahrhunderts kannten wir ungefähre Ortsnamen, besser gesagt nur Distriktsbezeichnungen, aber auch genaue Jahreszahlen und viele Geschichten. Kein lebender Augenzeuge schien uns helfen zu können. Nur ein hoher reinkarnierter Abt in Nepal erinnerte sich an eine Brücke, die er vor der Kulturrevolution im Norden Lhasas überquert hatte. Die oben erwähnte Brücke über den Kyichu im Süden stand noch in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts, erinnerten sich alte Lamas im Exil in Dharamsala genau. Ein Photo der Restketten einer Brücke sandte uns Hugh Richardson, der in den 40er Jahren englischer Vertreter in Tibet war. Es konnte nur Sehnsüchte wecken, sie aber nicht stillen. Aber wir wollten es genau wissen.

 

Ich hatte in Bhutan die Eisenketten in den Händen gehabt, kannte also ihre Größe, ihr Gewicht, ihre Textur und Patina, wußte, daß sie von TG's eigener Hand eingehämmerte Inzisionen haben könnten, vorzugsweise einen Doppelvajra, einen doppelseitigen Donnerkeil, ein Diamantzepter. Aber in Bhutan hatte ich keine Gravierung gefunden, auch keine intakte Brücke mehr, bis wir einen Hinweis auf Ostbhutan und dazu einen photographischen Beweis von Harrer erhielten, Leider konnte die Expedition 1988 nicht auch noch nach Bhutan fortgesetzt werden. Wir sollten aber wesentlich mehr Glück haben.

 

Wir waren sehr gut gestimmt im August 1988, als wir im für Ausländer verbotenen und auch für Inder schwer zugänglichen Spiti mit einer Genehmigung arbeiten durften und eine sensationelle Entdeckung machten: Wir stießen auf ein seit 60 Jahren verlorengeglaubtes, nicht vollständig dokumentiertes magisches tibetisches Ritual, das TG zugeschrieben wird, das dazu noch mit animistischen Bönrelikten durchsetzt ist. Mit diesem heute noch praktizierten Ritual soll TG eine unheilbare Krankheit in Lhasa ausgerottet und die dämonischen Widerstände beim Bau seiner ersten Brücke überwunden haben. In Lhasa, herbeigerufen von Tsongkapa, hatte er den für die Epidemie verantwortlichen Dämon in einem Felsstein lokalisiert, in dem er sich verkrochen hatte. Nun diente dieser Stein als Türschwelle zum Haupttempel Lhasas, TG ließ den Stein auf den Marktplatz tragen, opferte, bat und drohte schließlich dem Dämon, den symbolischen und wirklichen Stein und damit den Ort zu verlassen. Als jener sich nicht beeindrucken ließ, auch nicht durch einen magischen Schwertertanz, bei dem der Körper des Trancetänzers auf Schwertspitzen balancierte, ging ein zweiter Akteur in Trance, der Fels wurde dem auf dem Boden Liegenden auf die Brust gelegt. Und mit einem zweiten runden Flußstein zerschmetterte TG den Fels beim ersten Schlag, ohne den Darunterliegenden zu verletzen.

 

Diesem Mahasiddha trauten seine mittelalterlichen Zeitgenossen auch zu, daß er nichtrostendes Eisen erfunden hatte und tonnenschwere Brücken über die breiten Himalayaströme schlagen konnte. Wann immer TG eine neue Brücke begann, beschreibt sein Biograph Lochen Gyurme Dechen, zerstörten Dämone nachts das Begonnene, und TG bannte sie durch sein Ritual oder auf andere abenteuerliche Weise.

 

Am Sonntag, den 25. September 1988, hielten wir die ersten Kettenglieder einer TG-Brücke in Tibet in unseren Händen. Wir hatten sie gefunden "in der Nähe" eines überlieferten Ortes, an dem selbst wir keine Brücke mehr fanden. Es waren die gleichen Eisenstücke wie in Bhutan, rötlich- bis gelblich-braun, mit geschlossener Patina, eher wie Bronze als nach Eisen aussehend. Ich sah die perfekt geschmiedeten Nähte, fast übergangslose Verschweißungen. Diese schwächste Stelle war ihre Stärke. Eine metallurgische, vor Jahren schon gemachte Untersuchung der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich an einem bhutanesischen Kettenglied hatte erbracht, daß die Nähte arsenhaltig sind.

 

Willfried Epprecht schreibt: "Dies macht es wahrscheinlich, daß das vorliegende Eisen aus kleinen Stücken etwas unterschiedlicher Zusam-

 Das Bild, das dieser Tibeter zu seinem wohlbehüteten Besitz zählt, zeigt den Tempel Cung Riwoche, wie er wohl ausgesehen haben mag, bevor große Teile von ihm in der chinesischen Kulturrevolution zerstört wurden. Links im Bild deutlich zu erkennen: die Eisenkettenbrücke Thang-stongs über den Brahmaputra.

 

 

mensetzung und Korngröße zusammengeschmiedet worden ist ... Sehr wahrscheinlich sind zuerst Stäbe hergestellt worden, die hierauf zu Gliedern geformt und schließlich längs einer Schlußnaht (vielleicht am Aufstellungsort?) zu Ringen geschlossen wurden ...". Und in näherer Beschreibung der Nahtzone: "... Es scheint, als ob der schwer anätzbare Ferrit beim Feuerschweißen ein flüssiger Film gewesen wäre, der die zu verbindenden Oberflächen mit all ihren Unregelmäßigkeiten benetzte. Bemerkenswert ist dabei, daß auch Eisenflächen unter Schlackenpartien mit der Sonderferrit-Haut bedeckt sind. Der beschriebene Nahtfilm hat eine große Ähnlichkeit mit demjenigen, welchen G. Becker in einer römischen Schwertklinge als Verbindungszone zwischen der gehärteten Stahlschneide und dem weicheren Klingen-Hauptteil aus Eisen fand. Er stellte fest, daß die Verbindungszone einen erheblich über 2,8 Prozent liegenden Arsengehalt besitzt. Aus diesem Grunde wurde eine Mikrosonden-Prüfung der Ketten-Schweißnaht ausgeführt, ließ doch der gefundene Arsengehalt eine ähnliche Schweißverbindung vermuten. Es ist tatsächlich eine eindeutige Arsenkonzentration ... vorhanden."

 

Nach genauerer Beschreibung des Arsengehaltes lesen wir weiter: "Schon Aristoteles soll die Leichtflüssigkeit gewisser Eisensorten gekannt haben. Möglicherweise war damit arsenhaltiges Eisen gemeint. Bekannt ist auch, daß arsenhaltiger Stahl besonders schlackenarm ist. Für das römische Schwert vermutet G. Becker, daß die heiße Eisenklinge vor dem Anschmieden der Stahlschneiden mit flüssig werdenden, niedrig schmelzenden Luppen aus arsenhaltigem Eisen benetzt worden sein könnte. Eine entsprechende Technik ist auch bei der Herstellung der ,Montage-Naht' des vorliegenden Kettenglieds denkbar. Vielleicht kommt auch eine andere Herstellungsart des arsenreichen Schmelzfilms in Frage, zum Beispiel der Auftrag eines arsenhaltigen Pulvers (Arsenoxid) oder einer Paste, welche beim Feuerschweißen schmolz und die Oberfläche des Stücks filmartig benetzte." Solche Arsennähte sind uns nicht bekannt, außer bei dem möglicherweise aus der Klingenmanufaktur von Damaskus stammenden römischen Schwert. Daß wiederum historische Verbindungen zum tibetisch-asiatischen Raum, z. B. über die Seidenstraße, im Spiel sein können, die das Schmiedegeheimnis dort hingebracht haben, ist nicht auszuschließen. Wir wissen weiterhin auch aus der Biographie des Lochen Gyurme Dechen, daß die Schmiede Paros einmal 7000 Kettenglieder für TG hergestellt hatten und TG 1400 Traglasten, jede aus 15 Gliedern bestehend, zusammentrug. Ob diese Glieder einzeln waren oder schon zu einem Kettenstück zusammengesetzt, wird nie erwähnt.

 

Woher auch immer TG diese Schmiedetechnik haben mochte, ob in religiöser Eingebung empfangen oder von seinen rastlosen Reisen zwischen Indien und dem chinesischen Kaiserhof kreuz und quer durch alle Länder des Himalaya mitgebracht, sie ist eine Sensation, schon wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen "auf dem Dach der Welt", dort, wo Holz selten und kostbar ist, am Holzkohlefeuer in dieser Perfektion geschmiedet wurde. Über mögliche Vorbilder von Hängebrückenkonstruktionen aus Eisenketten gibt es unterschiedliche, mehr oder weniger unbewiesene Angaben. Der Engländer Joseph Needham erwähnt eine chinesische, die schon im ersten Jahrhundert n. Chr. entstanden sein soll. und ausgerechnet um 1410 repariert wurde. Es ist uns aber nicht bekannt, daß TG in Yünnan am Lantsang-Fluß gewesen sein könnte. Auch am Euphrat und über den Mekong soll es frühe Kettenbrücken gegeben haben. Nur historische Restketten hingen an den ersten drei Brücken TG's, die wir entdeckten; moderne Stahlseile trugen die eigentliche Hängelast.

 

Die Ketten waren nurmehr Reliquiare. An den beiden Ufern die aus Felsgestein gefügten Gründungen, immer wieder reparierte Massierungen von Stein und Resten eines nahegelegenen zerstörten Klosters und der tempelartigen, früheren Brückenkopfgebäude, wie wir sie von Chuwori und aus dem heutigen Bhutan kennen. Wir fanden geschnitzte Holzpfeilerteile, Türschwellensteine und ähnliche nach der Überlieferung segensreich aufgeladene Objekte in die Konstruktion eingefügt. Und am diesseitigen Ufer lag ein weiblicher, großer, gerundeter Flußstein mit einem dunklen "Fußabdruck" TG's, so wie es unzählige Fußabdrücke Buddhas in der buddhistischen Welt geben soll. Und am jenseitigen Ufer das Pendant des anderen Fußes nahe der Gründung der Ketten im Fels, an einem von Büschen überwucherten Relief TG's. Zwischen den Fußabdrücken die Brücke, ein altes buddhistisches Symbol der Befreiung: welch ein Bild, welch eine sprechende Situation, welch ein großer Schritt, den TG hier getan hat.

 

In der Hitze des Spätsommermittags untersuchten wir - kopfüber über dem reißenden Gebirgsfluß - jedes einzelne Kettenglied nach Inzisionen und wurden fündig. Auf einem Glied stand, wohl im heißen Zustand mit langem Meißel in das Metall getrieben und daher ein wenig ungelenk: Kostbare Eisenbrücke. Ein Indiz für die Authentizität eines besonderen, eines heiligen Erbauers, wenn nicht TG's selbst. Wenig später fanden wir an einer zweiten Brücke eine Jahreszahl, das Wasser-Hund-Jahr. Aber welches? Nach dem 64-Jahre-Zyklus der Tibeter fällt diese Angabe für die Lebenszeit TG's auf zwei Daten: einmal in seine frühe Kindheit, das zweite zyklische Mal in sein 81. Lebensjahr, also 1442.

 

Und tatsächlich hat er hier in dieser Gegend zu dieser Zeit eine seiner Brücken gebaut, wie seine Biographie angibt.

 

Später im September sollten wir noch größeres Glück haben. Bei der Entdeckung des legendären, noch niemals vorher dokumentierten wichtigsten Klosters TG's, Cung (oder Pal-) Riwoche am Tsangpo im westlichen Zentraltibet, das wir nach tagelangen Irrfahrten durch Flußtäler fanden, stand neben einem gewaltigen Stufentempel aus TG's Architektenhand die "Bilderbuchbrücke", die wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorgestellt hatten.

 

Sie ist das Glanz- und Beweisstück seiner Brückenbaukunst, Die Brücke von Cung (bzw. Pal) Riwoche aus dem Jahre 1436 ist aufgrund einer der vielen Prophezeihungen Tibets ein Garant der Existenz des tibetischen Buddhismus, solange sie existiert und verehrt wird; sie führt uns daher direkt ins Mittelalter zurück. Wir fanden diese Prophezeihung durch Zufall in einer Nebenbemerkung einer Chronik von Ladakh, nachdem wir wieder zurück in Berlin waren. Glücklicherweise haben die rGyal-Pos, die Verwalter Riwoches, in den vergangenen Jahrhunderten ihr Erbe verstanden und auch nach oder auch in der Kulturrevolution die Brücke geschützt bzw. wiederhergestellt: sie ist in bestem Zustand für die rituelle Praxis. Denn für den Übergang über den Brahmaputra, den Tsang-po, der hier bei normalem Wasserstand im Herbst noch keine Hundert Meter breit ist, ist eine neue Stahlseilbrücke gebaut worden.

 

Kaum jemand versäumt es, an der geheiligten Brücke TG's auch im Vorbeigehen zu opfern oder eine Ehrbezeugung zu machen. Je zwei seitliche Eisenketten, etwa in Hüfthöhe eines Tibeters, werden mit weiteren Ketten in Fußhöhe, auf denen Holzbohlen liegen, durch Yaklederstreifen, geflochtene, verstärkende Lederriemen und Seile zusammengehalten; nicht selten hängen Tierfelle oder ganze Häute, zum Beispiel eines Marders oder Jungtieres daran. Beim Begehen muß man den Rhythmus der schwingenden Ketten aufnehmen, denn die "Geländer" sind nicht nur für uns zu niedrig. Die Brücke überspannt in zwei Schritten den ruhig fließenden, großen Strom. Der erste größere Schritt vom Steilufer, aus einem Opferchörten heraus, an dem frische Blumen und immer die Gebetsfahnen, die "Wind-

 

 

Mit einem magischen, jetzt wiederentdeckten Ritual, das auch heute noch in Spiti praktiziert wird, soll Thang-stong mit übersinnlicher Kraft die Widerstände von Dämonen beim Bau seiner ersten Brücke überwunden und die Bewohner der Stadt Lhasa vor einer Epidemie gerettet haben. Einem am Boden liegenden Menschen wurde ein Fels, in dem sich der Dämon versteckt hielt, auf die Brust gelegt, erzählt die Legende. Thang-stong zerschmetterte ihn mit einem magischen Dolch, einem "Donnerkeil", gleich beim ersten Schlag, ohne den darunter Liegenden zu verletzen.

 

 

Thang-stong, von den Tibetern wie ein Heiliger verehrt, widmete sich der Medizin, bevor er sich dem Brückenbau zuwandte. Skulpturen zeigen ihn deshalb immer mit zwei Gegenständen in den Händen: In der rechten die Glieder einer Eisenkette, in der linken ein Gefäß mit dem "Nektar des langen Lebens".

 

 

pferde", flattern, setzt ab auf einer Anhäufung von Felsgestein im Fluß: Ausnutzung einer natürlichen Insel oder, wie wir wissen, oft künstliche Setzung, ein Erkennungsmerkmal der Brücken TG's. Da beginnt der zweite Brückenteil, meist ein wesentlich kürzerer. In Chuwori wie in Riwoche oder Tsethang.

 

Vermutlich hat er 50 bis 60 Eisenkettenbrücken, 60 hölzerne und 118 Fähren bauen lassen, sagt die Chronik. Den Brückenbau begann er erst im Alter. Vorher galt seine Aktivität anderen Aufgaben wie der Architektur und der Medizin. Darum ist er immer abgebildet mit zwei kennzeichnenden Gegenständen in den Händen: in der rechten die Glieder einer Eisenkette. in der linken ein Gefäß mit dem Nektar des langen Lebens. Aber das sind andere, noch unerzählte Geschichten. Im Hintergrund der Brücke steht eine der großartigsten Architekturen TG's, der siebenstöckige Stufentempel mit Fresken (vermutlich) aus seiner Hand. Der mandalaartige Grundriß des teils schwer zerstörten Heiligtums ist noch deutlich zu erkennen. Der meterhohe Schutt der eingeschlagenen Dächer der vielen kleinen Kapellen in den Stockwerken hat zum Glück die außergewöhnliche Ansammlung von Mandala-Fresken, im unteren Teil der Wände und manchmal bis zu zwei Drittel Höhe hinauf, vor der Zerstörung durch das strenge trockene Klima bewahrt. Wir photographierten den größten Teil der zugänglichen Fresken und winzigen Kapellen erstmalig für die Kunstgeschichte und hoffen heute, daß nicht inzwischen begonnene Reparaturen diesen Schatz von besonderer Qualität zerstört haben. Denn dem Tibeter bedeutet die Authentizität weniger als die Vollständigkeit und Vervollkommnung der heiligen Darstellungen. Erst in ihrer Vollkommenheit werden sie wirksam. Darum übermalen sie sie gern.

 

Diese Expedition gab uns die Beweise, daß TG die Persönlichkeit Tibets ist, die wir, die wir ihn mit Leonardo da Vinci verglichen, in ihm vermutet hatten. Sein Universalismus war auf vielen Gebieten beispielhaft, nicht nur auf dem des Brückenbaus. Die Strukturen seiner Weltsicht könnten heute wieder beispielhaft werden - einer unserer Gründe, an dem teils von der Technischen Universität Berlin finanzierten umfassenden Portrait von Thang-stong rGyal-po weiterzuarbeiten.

 

Wolf Kahlen

 

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in: Anthropology of Tibet and the Himalaya, Zürich 1990 (with photos)    in: European Bulletin of Himalaya Research, Heidelberg 1992 (without photos)

 

 

THANG-STONG  RGYAL-PO  -  A  LEONARDO  OF  TIBET

 

 

Wolf Kahlen

 

 

In 1985, while working for the Royal Government of Bhutan as Consultant in Art and Architecture, travelling freely within the country and making drawings, I started to trace the life and works of Thang-stong rGyal-po. This genius and mahasiddha, whose name is familiar within the Tibetan Himalayan world, remains virtually unknown among western scholars except for his activity as a builder of iron bridges.

 

R. A. Stein was the first scholar to undertake accurate research and to devote some of his energy to an analysis and explanation of Thang-stong rGyal-po's importance. Cyrus Rembert Stearns and Janet Gyatso, in 1980 and 1981 respectively, published works dealing exclusively with the spiritual traditions and the life story of Thang-stong rGyal-po (henceforth abbreviated as TG). Stearns, whom I met in early 1986, has since become engaged in my research and is jointly responsible for the results I am able to present here. Emphasis is put on the works of TG in different arts as seen by me as an artist in general.

 

In brief: TG lived 124 years, from 1361 to 1485; he was something of a Renaissance figure, who travelled most of his life, while teaching, building, constructing, performing, painting, composing and healing, among other activities. His methods of perceiving, reflecting and acting within the world were extremely open-minded, interdisciplinary, intermediary, social and «crazy» (grub-thob smyon-pa). He was in the first instance a sensuous and pragmatic person, a bridge-builder in both a literal and a symbolic sense, bridging numerous gaps in Tibet. For example he spanned the rift between social strata insofar as he practised as a blacksmith, a lowly occupation, and at the same time acted as a philosopher and reincarnated emanation (thugs-sprul) of Guru Padmasambhava. He taught while shifting from one occupation to another, thereby condemning peoples' prejudices about differences among sentient beings.

 

We consider TG, as Janet Gyatso does, to be the example of a mahasiddha as an artist. He was an architect who made an unrivalled and extraordinary contribution to the Tibetan architectural heritage (Zlum-brtsegs Iha-khang at sPa-gro, Bhutan), a poet, a builder of ferries and bridges (Icags-zam-pa), a composer, sculptor, painter, engineer, physician, blacksmith and philosopher; he was also the founder and promoter of the A-Che Iha-mo drama theatre and the originator of the purportedly lost ritual Pho-bar rdo-gcog, the Breaking of the Stone, among other occupations. Many of his activities may be compared with those of his contemporary, Leonardo da Vinci. In this paper we shall omit his life-story, his role as a gter-ston, his reincarnations, his spiritual traditions, his tantric and medicinal practices, his mahasiddha-powers and legendary attributes, and concentrate instead on four groups of our discoveries: bridges, architecture, frescoes and a ritual.

 

The results all were obtained during the First International Thang-stong rGyal-po Expedition, which I organised in 1988 with partial support from the Technische Universität Berlin.

We would not have discovered what we did without the preliminary work of Stearns, his thesis on TG's life in general (1980) and his later final translation (n. d.) of the biography by Lo-chen 'Gyur-med bde-chen (1609) under the title King of the Empty Plain (Stearns 1980). The expedition took place between August and October 1988. For financial reasons the members were of various nationalities: the Polish expert in Buddhism and iconography Marek Kalmus; the Polish anthropologist and second cameraman, Waldemar Czechowski; the Tibetan Padma Wangyal; the American Cyrus Rembert Stearns as Tibetologist, and myself as artist, film maker, initiator and leader of the expedition. For the purposes of the present paper the route of the expedition may be summarised as follows: starting in lndia at Dharamsala we travelled all over Spiti to Tabo, Kye, Lhalun, Kibber and the Pin Valley (names in international transcription), to Kathmandu and Bodnath in Nepal, and then into Tibet to 'Bri-khung, bSam-yas, rTsed-thang, Zwha-lu, rGyal-rtse, gZhis-ka-rtse, sNye-thang, 'Bras-spungs, Lha-rtse, rNam-ring, Ri-bo-che and Ding-ri. Earlier theoretical and practical research on the subject and the results from my work in Bhutan and Sikkim are included here within the following. The results (given in specific examples):

1.    The iron chain suspension bridge at Yu-na, Yu-na Icags-zam.

2.    The iron chain suspension bridge at Ri-bo-che (this and Yu-na lcags-zam will serve as two examples of bridges).

3.    The mchod-rten of gCung - resp. dPal Ri-bo-che (as an example of architecture).

4.    The frescoes of Ri-bo-che (as examples of painting).

5.    The ritual Pho-bar rdo-gcog (as an example of the link between performance and theatre).

Illustrations1 of these examples are given in plates 1-8.

 

1. Yu-na lcags-zam2 (plate 1).

The bridge is located in the upper sKyid-chu Valley north of Lhasa south of 'Bri-khung-mthil. The historic iron chains span about 30 metres, but modern steel cables stabilise the bridge today. The neighbouring monastery of Yu-na was completely destroyed during the Cultural Revolution. Relics like carved wooden pillars, beams and stone reliefs are today embedded in the foundations of the bridge on both sides of the stream. At either end of the bridge are round boulders, bored through in order to house an iron bolt to which the chain was fastened. These boulders may be either the original anchors or later replacements in the traditional style. On two of the iron links we found incisions, representing inscriptions. The rough quality of the letters testifies to the difficult process of producing them during the red glowing phase of the hammering, rather than to the antiquity of the structure. Technically, the inscription could only have been done with the use of a long chisel, which would have given the craftsman sufficient distance to protect his hands from the heat. Angling the chisel and forming the syllables must have been difficult, and the legend is understandably simple.

 

 

Plate 1: Yu-na Icags-zam, showing details of iron chain links and incision.

 

 

lt reads: rin-chen Icags-zam, Precious or Valuable Iron Bridge. The term rin-chen, which is often used, suggests that the bridge must have been made by, or in honour of, or in relation to an important person, and/or must be situated at a holy place, etc. This is supported by the other incision we found, which reads: khyi-chu (literally «dog water»). This suggests a date, which, within the two Tibetan sixty-year calendar cycles corresponding to the lifetime of TG, would represent either 1382 or 1442. In the first of these Water Dog years TG would have been only twenty years old. Both inscriptions argue in favour of 1442: TG did not start building bridges until he was sixty-nine years old, and, not surprisingly, his biography states that he was active in this area of the upper skyid-chu during precisely this time.

 

2. Ri-bo-che lcags-zam (plate 2)

Ri-bo-che monastery (the name is usually prefixed with the expression gCung or dPal) - not to be confused with Ri-bo-che in mDo-khams - was TG's main seat after Chu-bo-ri. The monastery housed several thousand monks, and TG's followers lived here until its destruction. The site, located at the ninety-degree bend of the gTsang-po River, south of rNam-ring in dBus-gTsang, is dominated by a gorgeous seven-storey-high bKra-shis sgo-mang-type mchod-rten, or sku-’bum, with a processional path (skor-lam) at the base, completing the mandala-structure, and an iron chain bridge nearby. The stupa is the only architectural structure which basically survived the ideologically-motivated destruction here.

 

 

Plate 2: Ri-bo-che Icags-zam, with the mchod-rten in the background

 

 

The bridge is a childhood dream of a bridge. lt spans the river gTsang-po, which is no wider than 100 metres at this point, in two steps, a longer and a shorter suspending part. Typically of TG's bridges (as we know from the biography's description of the building procedures at rTse-thang and other places), the starting point was a pile of river stones, which were already there or else assembled for the purpose. Yak-hide and leather thongs were fastened to the links of the chain at either side. These hang down and support wooden planks and logs, which constitute the floor of the bridge. The chains serve as handrails as well, though they barely reach the height of one's hips. As we had expected, the bridge appears to be more than 500 years old. According to the biography it was built in 1436, and it has obviously occupied the same spot since. The foundations of the bridge on the banks are crowned by ma-ni chu-skor, and enormous trunks of old willow trees are used within the stone masonry work. The iron links themselves are of a standard form that I have examined in Bhutan. They are one foot long, oblong shaped, more like squeezed ellipses, covered by a bronze-like, smooth reddish-brown patina, with a particular diagonal seam soldered with iron containing arsenic. Thus the seams, usually the weakest parts, are reinforced and are free of any rust. The chains themselves are entirely free of iron-moulds, probably as a result of the rather unclean composition of the blacksmithed iron. The bridge is an object of private daily worship and religious service on the part of the inhabitants of the village. Its perfect condition is no doubt to be explained by a prophecy known to the villagers: Buddhism will flourish in Tibet as long as this holy bridge remains. The bridge has accordingly been defended and taken care of over time. The documentation we collected represents the first photographs, films and videotapes ever made. Prior to this the only existing documentation was written. The only drawing was by Peter Aufschnaiter3, who passed by the village more than forty years ago during his escape, but did not dare to enter it. The bridge is just visible in the far left-hand side of his drawing, next to the stupa architecture of Ri-bo-che.

 

 

Plate 3: Ri-bo-che bKra-shis sgo-mang

 

 

3. The mchod-rten of Ri-bo-che (plate 3)

This mchod-rten is definitely by TG's hand. The construction process is described in detail in the biography. lt is an edifice seven storeys high (if we count the visual structural elements from the outside; seen from the interior we may add another storey, because of a double-storeyed bum-pa); a three-dimensional mandala like the three sku-bum of rGyal-rtse, of rGyang (with the construction of which TG is said to have helped), and of Jo-nang. The building was erected between 1449 and 1456, with varying responses from the local inhabitants. lt received strong support from the labourers and material supplies from the rNam-ring ruler; but the construction also saw a period of severe resistance on the part of the workers, a number of assassination attacks and thefts, and the collapse of certain walls. Wonderful stories concerning building techniques, spiritual teachings connected with the labour, and legends of the wild and crazy life of the mahasiddha accompanied the construction process. After the mchod-rten's completion, even the Emperor of China sent loads of presents for its consecration. (In this context, we should not neglect to mention TG's most important and most innovative architectural accomplishment in Bhutan: Zlum-brtsegs Iha-khang in the sPa-gro Valley. This is a mchod-rten built as a temple - something that had never been previously done, as far as I know - showing the same interior features in the basement as the Ri-bo-che sku-’bum. This floor is used only for circumbulation. The bum-pa and the top floor contain resectively three and four niches for altars. The exquisite sPa-gro shrine, which I visited several times, is too complex to be described here, but it should nevertheless be compared with the Ri-bo-che mchod-rten.)

 

4. The frescoes of Ri-bo-che (plates 4-5)

Within the very small and narrow chapels of the two storeys above the basement (which is used for processional circumbulation), we observed and documented frescoes, luckily preserved in their lower sections. The rubble that fell from the massive wood, mud and slate roofs, during their destruction in the recent past by the Red Guards, protected the murals from decay. The frescoes are of very considerable interest; we believe them to be either by TG's own hand, or else commissioned by him. lt is probable that they were at least in part iconographically initiated and supervised by him. All the paintings on the second storey, for example, are mandala-compositions. These are rare in Tibet, and represent a significant feature of centres for higher tantric practices. The style of the paintings varies between floral design in earthy colours and free-flowing, dark-outlined figures of the same colour in material and character. Some of them have a transparent coating, and the colours look different in bright light because of the slight gloss. We did not have enough time to examine them for more than three days, which were fully occupied with the documentation work. Further research on the frescoes should be carried out very soon, since they are soon likely to vanish under the «restoration» work that has recently started. On the strength of our experience as artists and researchers, we believe that the frescoes may date back to the fifteenth century. The hand of the artist - or artists - is very personal, and even quite daring within the given framework of the iconographic regulations. There is an unpretentious, direct depiction of the necessary

 

 

Plate 4: Fresco in «floral» style

 

 

Plate 5: Lower part of mandala fresco (upper part destroyed)

 

 

features of the figures which indicates a strong personality - a characteristic which can be attributed to TG himself. While the work is incomparable to other schools, the character of the mandalas is reminiscent of Ngor E-vam. Comparative research on the frescoes of Cang-sgang-kha in Thim-phug, Bhutan, should also be carried out.

 

5. The Ritual Pho-bar rdo-gcog (plates 6-8)

In the remote and politically forbidden Indian border valley of Pin, in Spiti (Himachal Pradesh), we discovered the Pho-bar rdo-gcog ritual, and recorded it in full with 16 mm film, video, photographs and sound equipment. The origin of this ceremony, the «Breaking of the Stone», is attributed to TG. lt was observed by Tibetologists over fifty years ago but was since believed to have been lost. We agree with Stein's opinion that this ritual, which is related to the Bon religion, is a link between the story-telling and lecturing activities of the wandering ma-ni-pa, which I was able to observe in Bhutan, and the Tibetan performances of A-Iche Iha-mo. With actors of Ri-bo-che, TG founded a school that came to acquire considerable fame. This highly respected company usually performed the first drama among a number of troupes during the «Yogurt festivals» held at the Nor-bu gling-kha. There are reports by witnesses over the centuries. The historical background of the three-hour ritual may be summarised briefly.

 

At the request of Tsong-kha-pa, the story goes, TG is invited to Lhasa to help in quelling a severe epidemic. Arriving miraculously on a white eagle, he identifies the cause of the disaster variously as the demon dBang-rgyal, or Ha-la rTa-brgyad, or Drang-srong chen-po gzha'-bdud (Rahula with the sea-snake, chu-srin), inside a stone that forms the threshold of the Jo-khang door. He initiates and then performs the ceremony in the market place. The sequence of events within the ritual is as follows: TG asks the demon to leave the stone; he makes offerings to the demon; he reviles the demon and urges him more forcefully to depart; then in order to convince the demon of the inferiority of his magic, TG demonstrates his supernatural powers by balancing his body on the tips of swords. But he is unable to elicit any reaction from the demon. Finally, TG announces that he will break the boulder and thereby force the demon to appear in open light; he had better leave the area. The rock, which requires two men to lift it, is placed on the chest of another actor, in trance, lying on his back on the floor. The rock is struck with another riverstone; if it breaks at the first blow, this signifies dharmakaya. lf it does so at the second blow, this is taken as an omen for sambhogakaya, and at the third as nirmanakaya. The solemnity of the ritual is interrupted at some point in the introductory scenes for a historic «lecture» with a humorous beginning, and a deadly fight at the end. (This story sheds light on an unexplained relationship between the King of the North, Byang Mi-rgod rgyal-po, and the dharmaraja Chos-rgyal Nor-bzang. The story could be based on the legend of TG building a mchod-rten at the Mongolian border to prevent the infiltration of the Mongols. Surprisingly, we found the theme of Nor-bzang depicted in the nearby Tabo monastery as a painting on the wall of the gtsug-lag-khang. But this, and the possibility of a relationship with the ritual, requires closer study.)

 

Before the ritual takes place a travelling altar (mchod-bcams) bearing - in this case - two images of TG, is set up. As is always the case before even modern A-che Iha-mo-performances, the initial prayer is sung to TG, asking him to purify the space and situation. When we showed our bu-chen people from Sagnam the text that Roerich had written down about sixty years ago with the help of the lo-chen (lo-tsa-ba chen-po), the leader and main magician of the troupe of married lamas, they could hardly hold back their tears: since this was exactly the text of their grandfathers and great-grandfathers, used over the generations and still employed in the initiation of the leader’s eldest son. We take this as proof that we had found the same lineage of Pho-bar rdo-gcog performers. Neither in bhutan nor in Tibet could I find either them or any other bu-chen.

 

 

Plate 6: The Pho-bar rdo-gcog ritual: beginning of the sword dance

 

 

Plate 7: The Pho-bar rdo-gcog ritual: bu-chen from Sagnam, Spiti

 

 

Plate 8: The Pho-bar rdo-gcog ritual: the moment of breaking the stone

 

 

Our knowledge of all the other diverse professional activities of TG that have been mentioned, but not illustrated in the present paper, together with biographical details, enable us now to give a fairly accurate picture of his works and life. This is in preparation as an illustrated book and a video film portrait. We collected some eighty hours of video documentation, three hours of 16 mm film and three thousand slides in order to edit a film in eight parts.4 The first part, The demon in the rock, has been cut and was shown for the first time during the present conference. It depicts only the search for and the discovery and documentation of the entire Pho-bar rdo-gcog ceremony, of wich I have been able to give just fragments here.

 

 

Notes

 

1.     All photographs - 1988 Marek Kalmus/Wolf Kahlen, TG-Archive, Berlin.

 

2.     The spelling «Yu-na» corresponds to the local pronunciation of the place, and may not represent the proper Tibetan orthography.

 

3.     For a picture see: Brauen, M. 1883. Peter Aufschnaiter - Sein Leben in Tibet. Innsbruck: Steiger-Verlag.

 

4.     Between 1988 and 1992 I have given lectures and film presentations on the subject of TG in Bonn, Berlin, Beijing, Zürich, Vienna, Budapest, Hamburg, Krakow, Munich, Basel, St. Petersburg, Riga.

 

 

References

 

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Epprecht, W. 1979. Schweisseisen-Kettenbrücke aus dem 14. Jahrhundert in Bhutan (Himalaja) mit arsenreicher Feuerschweissung. In Arch. Eisenhüttenwesen (Zürich) 50, 473-77.

 

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'Gyur-med bde-chen. 1976 [1609]. dPal grub-pa’i dbang-phyug brtson-’grus bzang-po’i mam-par thar-pa kun-gsal nor-bu’i me-Iong. Bir (Kangra, HP): Kandro/ Tibetan Kampa Industrial Society.

 

Kahlen, W. 1990. Tibets Leonardo. VDI-Nachrichten Magazine (Düsseldorf)

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       Dharma-Nektar (Mechernich) 3, 18-20.

 

-----1991 [in press]. Der Dämon im Stein [provisional titlel]. Indo Asia. Stuttgart.

 

-----1988-1990. Der Dämon im Stein. Video film, Low- and Highband U-Matic, 110 min., colour, 0-sound. Edition Ruine der Künste Berlin 1988-91.

 

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Roerich, G. N. 1932. The ceremony of breaking the stone. Journal of Urusvati 2, 25-51.

 

Stearns, C. R. 1980. The life and teachings of the Tibetan saint Thang-stong rGyal-po, «King of the Empty Plain». Seattle: University of Washington.

 

----- n.d. King of the Empty Plain. The life of the Tibetan mahasiddha Tangtong Gyalpo. Unpublished translation of 'Gyur-med bde-chen 1976 [1609] (op. cit.).

 

Stein, R. A. 1956. L’Epopée tibétaine de Gesar dans sa version lamaique de Ling. Paris.

 

-----1959. Recherches sur I’épopée et la barde au Tibet. Paris.

 

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